vor 2 Tagen

Tarifverhandlungen für Tiermedizinische Fachangestellte gescheitert

Bochum, NRW | Die Tarifverhandlungen zwischen dem Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) und dem Verband medizinischer Fachberufe (vmf) sind gescheitert. Beide Seiten äußern sich in ihren Pressemitteilungen enttäuscht, jedoch mit unterschiedlichen Perspektiven und Begründungen. Die Ursachen des Scheiterns und die Konsequenzen für die Tiermedizinischen Fachangestellten (TFA) sowie die veterinärmedizinische Versorgung in Deutschland sind dabei aus Sicht der Verhandlungspartner unterschiedlich zu bewerten.

BPT: Unrealistische Forderungen verhindern Einigung

Der bpt kritisiert die Forderungen des vmf als „unrealistisch hoch“ und sieht in der ablehnenden Haltung der Arbeitnehmerseite die Ursache für das Scheitern der Verhandlungen. Laut einer Stellungnahme von bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder sei das Ziel des Verbands stets gewesen, eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden. Er betont, dass die TFA als qualifizierte Fachkräfte eine gerechte Entlohnung verdienen, jedoch die vom vmf geforderten Erhöhungen für die Tierarztpraxen nicht tragbar seien. Moder erklärt, dass die Tarifregelungen deutschlandweit gelten und in strukturschwachen Regionen, in denen Praxen ohnehin unter wirtschaftlichen Belastungen leiden, eine Gehaltserhöhung zu erheblichen finanziellen Problemen führen würde. Zudem verweist er darauf, dass in Regionen mit hohen Lebenshaltungskosten bereits übertarifliche Gehälter gezahlt würden.

Der bpt sieht die Situation als ein „Spannungsfeld zwischen der Erhöhung der Tarife und dem Verlust von Mitgliedern“ und gibt zu verstehen, dass die derzeitigen Gehälter in einigen Fällen bereits „über Tarif“ liegen. Der Verband betont, dass keine der vorgeschlagenen Tarifanpassungen die Zustimmung der Arbeitgeber finden konnte, da die Forderungen des vmf als überzogen betrachtet werden.

Pressemeldung bpt

VMF: TFA bleiben im unteren Entgeltbereich

Der vmf wiederum kritisiert den bpt scharf für das Abbrechen der Verhandlungen. Die Präsidentin des vmf, Hannelore König, spricht von einem „Kurzschluss“ seitens des bpt, der alle bisherigen Fortschritte in den Verhandlungen „über Bord werfe“. Besonders bedauert sie das Scheitern bei den Themen Gehälter, Ausbildungsvergütung und die Einführung einer neuen Tätigkeitsgruppe für TFA mit Zusatzqualifikationen. Der vmf sieht dies als eine verpasste Chance, den Karrierepfad für TFA zu verbessern und die Qualifikationen von TFA anzuerkennen.

König kritisiert vor allem, dass der bpt die Gehaltsforderungen ablehnt und TFA weiterhin mit einem Einstiegsgehalt von 14,01 Euro pro Stunde im unteren Entgeltbereich verbleiben. Sie weist darauf hin, dass der Abstand zum gesetzlichen Mindestlohn mit dem neuen Jahr nur 1,19 Euro beträgt. Auch die Ausbildungsvergütung wird als unzureichend kritisiert, da sie laut vmf mehr als 18 Prozent unter den tariflichen Ausbildungsvergütungen liegt.

König warnt davor, dass das Scheitern der Verhandlungen den bereits bestehenden Fachkräftemangel verschärfen und langfristig die veterinärmedizinische Versorgung in Deutschland gefährden könnte. In ihrer Darstellung setzt der bpt die TFA in eine „abgehängte Position“, die den hochqualifizierten Fachkräften nicht gerecht werde. Besonders scharf geht sie auf Dr. Moder ein, der noch im September versprochen hatte, „es besser zu machen als die Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft“, und nun die Verhandlungen abrupt beendet habe.

Pressemeldung VmF

Ein Perspektivwechsel auf die Tarifverhandlungen

Die gescheiterten Tarifverhandlungen werfen ein Schlaglicht auf die Spannungen, die in den Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern bestehen. Während der bpt die wirtschaftlichen Belastungen der Praxen und den Fachkräftemangel als entscheidende Faktoren anführt, sieht der vmf die Notwendigkeit, die TFA angemessen zu entlohnen und ihren Beitrag zur Qualität der veterinärmedizinischen Versorgung zu würdigen. Die unterschiedlichen Einschätzungen zu den finanziellen Spielräumen und den Auswirkungen der Gehaltsanpassungen auf die gesamte Branche stehen im Zentrum des Konflikts.

Es bleibt abzuwarten, ob und wann es zu einer Wiederaufnahme der Gespräche kommt, und welche Kompromisse möglicherweise noch erzielt werden können. Beide Seiten haben angekündigt, weitere Schritte zu prüfen, wobei der vmf möglicherweise auch Arbeitskampfmaßnahmen in Erwägung zieht. Eine Lösung, die sowohl die finanziellen Realitäten der Praxen als auch die Bedürfnisse der hochqualifizierten TFA berücksichtigt, scheint derzeit noch in weiter Ferne.

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