2. Februar 2024 | Lesezeit 9 min
Kleiner Chip ganz groß
Der Transponder oder meist einfach nur Chip, ist mit seiner Reiskorngröße leicht zu unterschätzen. Nahezu unzerstörbar - zeigt er sich gegenüber Ultraschall, Röntgen, CT oder MRT unbeeindruckt. Er muss nicht Aufgeladen werden und gilt als fälschungssicher. Viele Gesetze schreiben seine Verwendung vor, während einige Geschäftsmodelle darauf aufbauen. Was sich in den 8mm verbirgt, was man darüber wissen sollte und auf welche Aspekte man achten muss, erfahren Sie im Folgenden.
Quellenangaben:
Reunited © Philipp Enders
Neben Hunden und Katzen werden routinemäßig Hasen, Frettchen, Nagetiere, Vögel oder Pferde gechippt. Gesetzlich ist festgelegt, dass über 950 geschützte Arten auf die eine oder andere Weise gekennzeichnet werden müssen, viele davon mittels Transponder, so auch der Mondbär, die Rostkatze und der Mandrill-Primat[1][2].
Auch technisch hat sich viel getan. Einige dieser Chips können mittlerweile die Körpertemperatur übermitteln[3], und politisch hat sich die Ampel Großes vorgenommen und in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, alle Hunde in Deutschland chippen zu lassen[4]. Bei Tasso, dem größten kostenlosen Heimtierregister Europas, sind bereits 11 Millionen Tiere mit ihren Chips registriert.
Im vergangenen Jahr wurden von den 11 Millionen Tieren 93.100 Katzen und 30.700 Hunde als vermisst gemeldet, wobei allein zum Jahreswechsel 880 Hunde und Katzen verschwanden. Der Großteil findet dank dem Chip wieder nach Hause. Doch das Wiederfinden ist nicht der einzige Grund, ein Tier chippen zu lassen.
Gründe für das Chippen:
- In Städten mit Katzenschutzverordnungen
- In einigen Bundesländern ist das Chippen von Listenhunden vorgeschrieben
- Hundechippflicht in Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen[5]
- Für Geräte wie Futterautomaten oder Katzenklappen
- Bei Reisen in EU-Länder[6]
- Zur Identifikation bei Impfungen wie die gegen Tollwut
- Zur Identifikation in Versicherungsfällen
- Zur Rückverfolgung bei Seuchenausbrüchen
- Identifikation von verendeten Tieren
Kosten
Die Europäische Union empfiehlt, das Chippen nur von Tierärzten oder qualifiziertem Personal durchführen[7] zu lassen. Für das Chippen gibt es in der GOT (Gebührenordnung für Tierärzte) passende Sätze zur Rechnungserstellung[8]:
1-facher | 2-facher | 3-facher | |
---|---|---|---|
Implantation eines Transponders |
10,24 € | 20,48 € | 30,72 € |
Dokumentation im Rahmen der Kennzeichnung |
5,50 € | 11,00 € | 16,50 € |
Auslesen des Katzenchips |
4,59 € | 9,18 € | 13,77 € |
Zusätzlich entstehen Kosten für den Chip und gegebenenfalls einen Heimtierausweis für EU-Reisen.
Registrierung
Registrierungsplattformen
Bei Tasso sind zwar mehr Hunde als Katzen registriert, aber dreimal mal mehr Katzen als Hunde werden als vermisst gemeldet. Manchmal genießt die Katze für ein paar Tage das Leben bei einer anderen Familie, bevor der Schwindel auffliegt. Andere wollen die Welt sehen und schleichen sich als blinder Passagier auf ein Frachtschiff. In diesem Fall hat die Katze wieder nach Hause gefunden. Das war jedoch nur möglich, weil die Transpondernummer registriert war. Hierfür stehen in Deutschland verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
- TASSO e. V. kostenfrei
- FINDEFIX kostenfrei
- IFTA kostenpflichtig
- registrier mich!
- myPetpool
Da die Datenbanken miteinander vernetzt sind, reicht die Registrierung bei einer Organisation. Für die Registrierung werden folgende Angaben benötigt: Chipnummer, Angaben zum Tier und Angaben des Halters.
Jetzt können verschollene Tiere den Besitzern zugeordnet werden. Das passiert bei Tasso alle fünf Minuten. Im Jahr 2023 konnten auf diese Weise fast 100.000 Tiere erfolgreich wieder nach Hause gebracht werden.
Angesichts dieser Menge an Tieren ist eine effiziente Organisation unerlässlich. Das Team der TASSO-Notrufzentrale ist 365 Tage im Jahr rund um die Uhr erreichbar. Dort erhalten Tierbesitzer bei Verlust wertvolle Tipps. Das Team veröffentlicht die Suchmeldung auf tasso.help und informiert Suchhelfer aus der Region. Tierhaltern werden nach einer Vermisstenmeldung auch Suchplakate zur Verfügung gestellt.
Chip Auslesen
Oft werden die Tiere von Dritten gefunden und bringen diese in Tierheime oder zu Tierärzten. Um sicherzustellen, dass Chips nicht übersehen werden und leicht abgelesen werden können, hat man sich darauf geeinigt, den Chip am linken Hals zu platzieren.
Obwohl viele Handys mittlerweile ähnliche Chips lesen können, funktioniert das Auslesen bei den Tiertranspondern nur mit speziellen Lesegeräten. Diese können für 30-100€ erworben oder kommen bei Verkaufsaktionen von Unternehmen gratis dazu.
Transpondercode
Auf dem Chip selbst ist nicht viel gespeichert, nur der 15-stellige Code. Die Nummern selbst sind jedoch nicht zufällig. Dabei regelt der ISO 11784 wie der Code aufgebaut sein muss.
Ländercodes
Die ersten drei Zahlen sind in der Regel die Ländercodierung. Diese können helfen, den Ursprungsort des Tieres zu erkennen, sind aber keine Garantie. Eine Liste aller Ländercodierung finden Sie hier
Land | Ländercode |
---|---|
Deutschland | 276 |
Frankreich | 250 |
Kroatien | 191 |
Österreich | 040 |
Rumänien | 642 |
Spanien | 724 |
+243 weitere | ISO |
Herstellernummer
Diese sind zumeist an Stelle vier bis acht und wurden von ICAR eingeführt, um das doppelte Vergeben einer Nummer bestmöglich zu verhindern. Eine vollständige Liste aller Hersteller finden Sie hier. Die letzten Ziffern sind zufällig und lassen sich nicht dekodieren.
Tier als gefunden melden
Hat man einen Findling mit Chip, kann man diesen als "gefunden" melden. Dafür geben Sie die Nummer in eine der folgenden Portale ein, und die jeweilige Organisation kümmert sich darum, den Besitzer zu kontaktieren.