Geflügelpest: Forscher warnen vor Risiken von H5N1 bei Rindern und Menschen
Insel Riems, SH | Seit März 2024 kämpft die Milchindustrie der USA mit einem massiven Ausbruch der Geflügelpest des hochpathogenen Subtyps H5N1 bei Rindern. Diese Art von Virus, ursprünglich hauptsächlich bei Vögeln beobachtet, sorgt nun bei Rindern für erhebliche wirtschaftliche und gesundheitliche Herausforderungen. Eine in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie liefert neue Erkenntnisse darüber, wie sich das Virus im Körper der Rinder verhält, wo es sich vermehrt und welche Wege es zur Verbreitung nutzt.
Symptome und Ausbreitung: Rückgang der Milchleistung und Infektionen beim Menschen
Die ersten Berichte zu diesem ungewöhnlichen Ausbruch zeigen deutliche Symptome: betroffene Rinder leiden unter einem deutlichen Milchleistungsrückgang, und das Virus vermehrt sich vor allem im Euter. Eine hohe Viruslast wird in der Milch ausgeschieden. Bis September 2024 waren über 200 Milchviehbetriebe in 14 US-Bundesstaaten betroffen, und die Anzahl positiver Tests nimmt stetig zu. Zusätzlich wurden 15 humane Infektionen mit dem rinderassoziierten H5N1-Virus bestätigt, wovon vier Fälle auf direkten Kontakt mit infizierten Rindern oder deren Milch zurückgeführt werden konnten.
Forschungsergebnisse: Virus im Euter, nicht aber im Atemtrakt oder Blutkreislauf
Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) haben gezeigt, dass eine Infektion des Euters mit H5N1 bei Rindern zu schweren Symptomen führt, darunter hohes Fieber und Mastitis (Entzündung des Euters). Dies war unabhängig davon, ob das Virus aus den USA oder Europa stammte. In der Milch der infizierten Rinder konnten hohe Viruslasten nachgewiesen werden, was zu einem drastischen Rückgang der Milchproduktion führte. Interessanterweise zeigte sich, dass das Virus weder im Atemtrakt der Tiere, noch systemisch im Körper verteilt wurde. Eine Ausnahme zeigte jedoch das europäische Virusisolat, bei dem eine Mutation (PB2 E627K) eine Säugetieradaptierung ermöglichte.
Vergleich zwischen Kälbern und Kühen: Unterschiede in der Virusvermehrung
Zusätzlich zeigten Forscher der Kansas State University (KSU), dass bei Kälbern, die oronasal mit dem H5N1-Stamm aus den USA infiziert wurden, nur eine moderate Virusvermehrung im Atemtrakt stattfand. Es gab keine Übertragung auf andere Kälber, die mit den infizierten Tieren in Kontakt standen. Prof. Dr. Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik und Vizepräsident des FLI, erklärte, dass neben der amerikanischen H5N1-Variante auch andere Viren der Klade 2.3.4.4b in der Lage sind, sich effizient im Eutergewebe von Rindern zu vermehren und in großen Mengen über die Milch ausgeschieden zu werden. Die Studien betonen, dass vor allem die Melkprozesse und die Milchverarbeitung für die Übertragung zwischen Rindern verantwortlich sind – eine respiratorische Ausbreitung scheint eine untergeordnete Rolle zu spielen.
Dringender Handlungsbedarf: Maßnahmen zur Eindämmung des Virus
Angesichts der dramatischen Ausbreitung der Krankheit rufen beide Forschungsteams zu sofortigen, umfassenden Maßnahmen auf. Diese sollen nicht nur die weitere Verbreitung bei Rindern in den USA eindämmen, sondern auch verhindern, dass sich das Virus genetisch weiter anpasst. Dadurch könnte das Risiko einer Übertragung auf Geflügel, Wildvögel und andere Säugetiere, einschließlich des Menschen, weiter ansteigen. Um eine Eskalation der Lage zu verhindern, sind dringend koordinierte Anstrengungen erforderlich.
der Tiermedizin