Madagaskars Mausmakis: Nur noch 19 von 25 Arten identifiziert
Hannover, NI | Ein internationales Forscherteam hat die bisherige Klassifikation von Mausmaki-Arten überarbeitet und ein neues System entwickelt, um Arten eindeutig zu definieren. Ein Konsortium aus 36 Forschenden analysierte Daten, die über fünf Jahrzehnte hinweg gesammelt wurden. Sie kombinierten genomische, morphologische und ökologische Daten, um die Grenzen zwischen Mausmaki-Arten besser zu verstehen. „Es entstand dabei einer der umfangreichsten Datensätze, der jemals für eine nicht-menschliche Primatengattung gesammelt und analysiert wurde“, berichtet Professorin Dr. Ute Radespiel aus dem Institut für Zoologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo).
Herausforderung der Artbestimmung
Mausmakis leben nur auf Madagaskar und sehen sich äußerlich sehr ähnlich. Dies erschwert die Klassifikation. Die Forschenden schufen einen „Werkzeugkasten“, um Artgrenzen besser definieren zu können. Eine neue Art muss sich durch mehr als nur geringe DNA-Unterschiede auszeichnen.
Basierend auf den neuen Analysen wurde die Anzahl der Mausmaki-Arten von 25 auf 19 reduziert. In vielen Fällen stellte sich heraus, dass die Unterschiede auf geographische Isolation zurückzuführen waren und nicht auf echte Artunterschiede.
Kryptische Arten
Kryptische Arten, die sich äußerlich kaum unterscheiden, stellten eine besondere Herausforderung dar. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensräume in Madagaskar nutzen Mausmakis ähnliche ökologische Nischen, was dazu führte, dass sich ihr Aussehen kaum veränderte.
Gerne, hier ist eine vereinfachte und detaillierte Erklärung des neuen Systems zur Klassifikation der Mausmakis:
Das neue System zur Artbestimmung der Mausmakis
Wichtige Schritte und Methoden des neuen Systems
Genomische Daten: Durch die Analyse bestimmter Abschnitte der DNA (sogenannte "RAD-Marker") von verschiedenen Mausmaki-Individuen konnten die Forschenden feststellen, wie eng die einzelnen Populationen genetisch miteinander verwandt sind. Wenn zwei Populationen nur geringe genetische Unterschiede aufweisen, könnten sie zu einer Art gehören.
Morphologische Daten: Die Forschenden untersuchten Unterschiede in der Körperform und -größe (Morphologie). In manchen Fällen zeigten diese Untersuchungen, dass Unterschiede in der Größe oder Form innerhalb einer Art auftreten und nicht unbedingt auf eine andere Art hindeuten.
Ökologische Nischen: Das Team untersuchte, ob die Mausmakis unterschiedliche Lebensräume (zum Beispiel feuchte oder trockene Gebiete) besetzen. Dies half dabei festzustellen, ob diese unterschiedlichen Lebensräume zur Bildung neuer Arten geführt haben oder nicht.
Geografische Struktur: Ein wichtiger Faktor bei der neuen Klassifikation war die geografische Verteilung der Mausmakis. In vielen Fällen stellten die Forschenden fest, dass genetische Unterschiede zwischen Populationen oft auf geografische Isolation zurückzuführen waren, anstatt auf echte Artunterschiede. Wenn Mausmakis durch Flüsse oder Berge getrennt waren, konnten sich Populationen zwar genetisch unterscheiden, blieben aber dennoch ein und dieselbe Art.
Neue Artengrenzen
Durch die Anwendung dieses neuen Systems konnte die Anzahl der Mausmaki-Arten von 25 auf 19 reduziert werden. Sieben zuvor als eigenständig betrachtete Arten wurden mit anderen zusammengelegt. Dies lag daran, dass sich viele der zuvor angenommenen Unterschiede als zu gering herausstellten, um eine neue Art zu rechtfertigen.
Zum Beispiel zeigte die Untersuchung zweier Gruppen (wie Microcebus bongolavensis und Microcebus ravelobensis), dass ihre Unterschiede in DNA und Körpergröße zu gering waren und ihre geografische Trennung die Hauptursache für die Unterschiede war. Diese beiden wurden daher als dieselbe Art zusammengefasst.
Auf der anderen Seite wurde bestätigt, dass Microcebus berthae und Microcebus rufus zwei eigenständige Arten sind, da sie sowohl in ihren Genen als auch in ihren Lebensräumen und Fortpflanzungsaktivitäten deutliche Unterschiede zeigten.
Bedeutung für den Artenschutz
Ein wesentlicher Aspekt des neuen Systems ist, dass es nicht nur die Arten, sondern auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stärker berücksichtigt. Einige Populationen, die genetisch einzigartig sind, könnten besonders schützenswert sein, auch wenn sie nicht als eigenständige Art gelten. Dieses System stellt sicher, dass nicht nur Arten, sondern auch verschiedene genetisch einzigartige Gruppen innerhalb einer Art geschützt werden, um den langfristigen Erhalt der biologischen Vielfalt zu sichern.
Das neue System bietet also einen umfassenderen und genaueren Ansatz zur Artbestimmung und soll dazu beitragen, die Mausmakis auf Madagaskar besser zu verstehen und zu schützen.