Tierärzte in Wales streiken gegen Hungerlöhne trotz 655 Mio. Euro Gewinn
Wales, Vereinigtes Königreich | Eine Umfrage unter den Mitarbeitern der Praxiskette Valley Vets in Wales, Großbritannien, ergab, dass 80 Prozent regelmäßig Geld leihen müssen, um ihre Grundbedürfnisse zu decken, und fünf Prozent auf Tafeln angewiesen sind. VetPartners, der Eigentümer von Valley Vets, erzielte im Jahr 2023 einen Gewinn von über £553.335.000 (655 Mio. €).
Unzufriedenheit nach Gehaltsverhandlungen
Zu Beginn des Jahres stimmten Valley Vets Gehaltsverhandlungen zu. Nach anfänglicher Freude der Angestellten über den scheinbaren Fortschritt äußerten sie sich jedoch enttäuscht über das Angebot. Mit dem neuen Angebot würden die Mitarbeiter mit dem niedrigsten Gehalt nur knapp über dem Mindestlohn liegen. Höher bezahlte Arbeiter erhielten Erhöhungen von nur einem bis 1,5 Prozent, was weit unter der Inflationsrate von 3,3 Prozent liegt.
Streik für bessere Bezahlung
Am 16. Juli traten etwa 100 Tierärzte, Tierarzthelfer, Empfangsmitarbeiter und Tierpfleger in den Streik, um bessere Bezahlung zu fordern. Sie planen, diesen Streik bis zum 30. Juli fortzusetzen. Die Gewerkschaft betont, dass VetPartners UK diesen Konflikt jederzeit beenden könnte, wenn sie die Entscheidung treffen würden, Menschen über Gewinne zu stellen. Sharon Graham, Generalsekretärin von Unite, sagte: „Es ist ekelhaft, dass die Mitarbeiter von Valley Vets sich verschulden und auf Tafeln angewiesen sind, während die Gewinne astronomisch sind. Das ist pure Unternehmensgier von einem Unternehmen, das bereits wegen weitverbreiteter Profitgier untersucht wird." VetPartners UK warb indessen zu beginn des Streiks auf Facebook um neue Mitarbeiter mit dem Slogan "We’re inspiring the next generation of farm vets!"
Dominanz der Großkonzerne in der Tierarztversorgung
Die tierärztliche Versorgung in Wales, im Westen Großbritanniens, wird von wenigen Großkonzernen dominiert. Dazu gehört auch Valley Vets, das zu VetPartners UK gehört, welche insgesamt 170 tierärztliche Einrichtungen in ganz Großbritannien betreiben. VetPartners UK verzeichnete im Jahr 2023 einen Bruttogewinn von £553 Millionen – eine Steigerung von fast £120 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Neben der Zahlung von Armutsgehältern wird VetPartners auch beschuldigt, Tierbesitzer übermäßig zu belasten.
Mitte März verkündete die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde, dass aufgrund enormer Kritik aus der Bevölkerung die Tierärztebranche auf mögliche Monopolstellungen und fehlenden Wettbewerb geprüft wird.