12.9.24

Virenlabor Pelztierfarm: 39 Zoonose-Viren und dutzende neue Erreger entdeckt

Shanghai, China | Die jüngsten Forschungsergebnisse zu Pelztierfarmen verdeutlichen das erhebliche Risiko, das von diesen für die öffentliche Gesundheit ausgeht. Eine internationale Studie, veröffentlicht im Fachjournal „Nature“, hat 461 Pelztiere untersucht, die aufgrund von Krankheiten verendet sind, und dabei eine Vielzahl an Viren entdeckt, darunter zahlreiche zoonotische Erreger. Dies sind Viren, die vom Tier auf den Menschen überspringen können. China, einer der größten Produzenten von Pelzen, steht hierbei besonders im Fokus.

Virenfunde auf Pelztierfarmen

Die Forscher unter der Leitung von Shuo Su von der Fudan University in Shanghai identifizierten insgesamt 125 Virenarten in den Tieren, darunter 36 bisher unbekannte. Besonders bedenklich sind 39 Virusarten, die ein hohes Risiko für eine Übertragung auf andere Spezies darstellen – einschließlich des Menschen. Die höchste Anzahl potenziell gefährlicher Viren wurde in Marderhunden und Nerzen gefunden, was auf Pelztierfarmen als potenziellen Infektionsherd für neu auftretende Krankheitserreger hinweist.

Zu den gefundenen Viren gehören sieben Arten von Coronaviren, darunter einige, die bisher nur bei Hunden und Fledermäusen nachgewiesen wurden. Diese Coronaviren wurden in Marderhunden und Nerzen entdeckt, was die potenziell tödlichen Folgen von Virusübertragungen zwischen Tieren und Menschen verdeutlicht. Zusätzlich wurden in Meerschweinchen, Nerzen und Bisamratten drei Subtypen des Influenza-A-Virus (H1N2, H5N6, H6N2) nachgewiesen, die bekannt für ihr pandemisches Potenzial sind. Weitere zoonotische Viren, wie das Japanische Enzephalitis-Virus und Säugetier-Orthoreoviren, wurden ebenfalls entdeckt und stellen erhebliche Gesundheitsrisiken für den Menschen dar.

Bedrohung durch Virusübertragung

Besonders brisant ist die Feststellung, dass Pelztierfarmen als „Drehscheibe“ für die Entstehung und Verbreitung neuer Viren fungieren könnten. Die enge Nähe von Wildtieren, Haustieren und Menschen bietet ideale Bedingungen für die Virusübertragung. Dies wirft auch Fragen nach der Rolle von Pelztierfarmen bei der Entstehung der Corona-Pandemie auf. Der deutsche Virologe Christian Drosten betont, dass der Ursprung von Sars-CoV-2 möglicherweise in Pelztierfarmen zu suchen ist, da Marderhunde, die in der Pelzindustrie genutzt werden, häufig mit Fledermäusen in Kontakt kommen, die als wahrscheinlicher Ursprung des Virus gelten.

Die Ausbreitung von Krankheiten auf Pelztierfarmen ist nicht neu. Bereits 2020 mussten in Dänemark rund 17 Millionen Nerze getötet werden, nachdem eine mutierte Form des Coronavirus in Nerzfarmen entdeckt wurde. In Finnland wurde kürzlich bei 27 Pelztierfarmen ein Ausbruch des Vogelgrippevirus H5N1 festgestellt, der zu schweren Infektionen und Todesfällen bei Marderhunden, Nerzen und Füchsen führte. Experten warnen davor, dass sich das Virus durch solche Ausbrüche an Säugetiere und möglicherweise auch an den Menschen anpassen könnte.

Dringender Handlungsbedarf

Die Forscher fordern verstärkte Überwachung und Regulierung der Pelztierhaltung, insbesondere in Ländern wie China, wo die Produktion von Millionen Pelztieren ohne ausreichende Kontrolle erfolgt. Ohne solche Maßnahmen besteht das Risiko, dass Pelztierfarmen weiterhin eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung von zoonotischen Viren spielen und somit eine erhebliche Bedrohung für die menschliche Gesundheit darstellen.

Zusammenfassend zeigt die Studie, dass Pelztierfarmen ein bislang unterschätztes Risiko für die Entstehung und Verbreitung von potenziell gefährlichen Viren darstellen. Eine stärkere Überwachung und strengere Regelungen sind dringend notwendig, um zukünftige Pandemien zu verhindern.

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