Zwei Tierärztinnen im Schlachthofskandal von Aschaffenburg angeklagt
Aschaffenburg, BY | Im Zusammenhang mit Verstößen gegen das Tierschutzgesetz stehen zwei Tierärztinnen aus dem Schlachthof Aschaffenburg ab dem 22. Oktober vor Gericht. Die beiden Amtsveterinärinnen, die für den Schlachthof zuständig waren, werden beschuldigt, den Betrieb zwischen August 2022 und Mai 2023 in insgesamt sechs Fällen vor unangekündigten Kontrollen gewarnt zu haben. Eine Tierärztin soll dies fünfmal, die andere einmal getan haben. Ein Urteil wird möglicherweise bereits am Tag nach Beginn der Hauptverhandlung erwartet, wie das Landgericht Aschaffenburg mitteilte.
Der Fall ist Teil eines größeren Skandals um den Schlachthof Aschaffenburg, der im Sommer 2023 öffentlich wurde, nachdem die Tierschutzorganisation „Soko Tierschutz“ Videoaufnahmen veröffentlicht hatte. Diese zeigten, wie Schweine und Rinder mit Elektroschockern misshandelt und offenbar noch lebende Tiere auseinander genommen wurden. Daraufhin leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Tierquälerei ein. Aufgrund des Umfangs der Beweisaufnahme rechnet die Staatsanwaltschaft nicht vor Ende 2024 mit einem Abschluss dieser Ermittlungen.
Ein ähnlicher Fall betrifft einen Schlachthof im benachbarten Landkreis Miltenberg. Auch dort laufen Ermittlungen gegen den damaligen Inhaber, Mitarbeiter und eine Tierärztin. Hier erwartet die Staatsanwaltschaft einen Abschluss der Untersuchungen noch im Herbst dieses Jahres. Verfahren gegen Landwirte und Zulieferer wurden teilweise eingestellt, da in einigen Fällen keine Beweise für Tierquälerei vorlagen.
Parallel dazu läuft ein Zivilverfahren zwischen der Stadt Aschaffenburg und der Betreiberin des Schlachthofs. Die Stadt, als Eigentümerin des Geländes, hatte der Betreiberin im vergangenen Jahr wegen der Tierschutzverstöße gekündigt und eine Räumung bis Mitte Oktober 2023 verlangt. Da die Betreiberin diese Frist verstreichen ließ, reichte die Stadt eine Räumungsklage ein. Die Verhandlungen über einen Vergleich zwischen den Parteien dauern jedoch länger als erwartet. Ein für Ende September angesetzter Verkündungstermin wurde auf Ende November verschoben.
Knackpunkt in den Gesprächen ist, wie Vorgaben zu Tierschutzverstößen im Pachtvertrag des Schlachthofs integriert werden könnten. Seit Juli laufen die Verhandlungen, die ursprünglich bereits im Juli abgeschlossen sein sollten.